Besnoitiose – eine immer noch ignorierte Gefahr für die Rinderhaltung

Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt – Presseinformation Nr. 060/2019
Halle, 28. Juni 2019
Krankheitsbild und Erreger
Die Hautkrankheit Besnoitiose wird durch den Parasiten Besnoitia besnoiti (B. besnoiti) ausgelöst. Der Erreger gehört zu den „zystenbildenden Kokzidien" (wie Toxoplasma, Neospora oder Sarkozystis) und bildet in der Haut und in den Schleimhäuten infizierter Rinder dickwandige Gewebezysten – einen Hohlraum im Gewebe des Körpers. Rinder sind Zwischenwirte. In ihnen vermehren sich B. besnoiti ungeschlechtlich. Der Endwirt, in dem die geschlechtliche Vermehrung stattfindet, ist noch unbekannt.
Verbreitung in Europa
Ursprünglich trat die Krankheit in Europa nur in den Pyrenäen (Portugal, Spanien und Frankreich) sowie in Italien auf. Seit 1995 breitet sich die Besnoitiose vom Südwesten Frankreichs nach Norden und Westen ungehindert aus. Das ganze Land muss inzwischen als „latent verseucht" angesehen werden. Im Februar 2017 wurde die Krankheit in einem Milchkuhbestand in den Vogesen festgestellt, woraufhin 65 Kühe geschlachtet werden mussten.
Ende 2008 wurden erstmals Fälle in Deutschland diagnostiziert und 2012 in der Schweiz. Weitere Berichte über erkrankte Rinder gibt es in Ungarn und Kroatien. Im April 2015 wurde erneut bovine Besnoitiose in Deutschland bei zwei Zuchtbullen französischer Fleischrinder-Rassen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern festgestellt. Diese Fälle markieren den bislang nördlichsten Nachweis von Besnoitia besnoiti in Europa.
Serologische Untersuchungen ergaben eine Herdenprävalenz von 26 % bei in Frankreich und von 17 % bei in Deutschland geborenen Tieren. Die Beobachtung, dass auch in Deutschland geborene Tiere mit B. besnoiti befallen waren, spricht für eine weitere Etablierung des Parasiten in Deutschland.
Aktuell wurde der Erreger bei zwei Rindern in Belgien in der Wallonie gefunden, aber nicht durch klinischen Verdacht, sondern bei der systematischen serologischen Kontrolle von Importtieren.
Einschleppung in Bestände
Die Verschleppung der Parasitose erfolgt vor allem über den Handel befallener Tiere. Es gibt latent infizierte Trägertiere, die über sehr lange Zeit keine Krankheitssymptome aufweisen. Meist werden die ersten klinischen Symptome übersehen. Der eingeschleppte Erreger kann außerdem über stechende/beißende Insekten oder Kanülen (z. B. bei Massenimpfungen) weiter übertragen werden.
Diagnostik und Vorbeugemaßnahmen
Die sicherste und einfachste diagnostische Methode ist die serologische Untersuchung von EDTA-Blutproben im ELISA von Zukaufstieren und aller ab sechs Monate alten Rindern in verdächtigen Beständen. Der entsprechende ELISA ist im Fachbereich Veterinärmedizin bereits seit Jahren validiert und jederzeit einsetzbar.
Serologisch positive Tiere sollten umgehend geschlachtet werden. Da es sich nicht um eine Zoonose handelt und sich ihr Fleisch nicht verändert, ist es für den Menschen bedenkenlos genießbar.
Einen Impfstoff zur Vorbeugung gibt es nicht. Die Behandlung infizierter Tiere führt nicht zum Erfolg.