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Moderne Leptospirendiagnostik im LAV

Nachweis relevanter Leptospiren-Infektionen aus Blutproben von Haus- und Nutztieren

Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt – Presseinformation Nr. 071/2019
Halle, 18. September 2019

Halle. – Die Leptospirose ist eine vom Tier auf den Menschen und umgekehrt übertragbare bakterielle Infektionskrankheit (Zoonose). Aktuell sind 25 krankmachende Leptospiren-Serogruppen bekannt.

Die Symptome der Leptospirose sind bei Tieren nicht eindeutig. Dazu zählen u. a. Apathie, hohes Fieber, steifer Gang, Muskelzittern, Leber- und Nierenentzündungen und Aborte. Im Jahr 2018 wurden von insgesamt 2.097 Blutproben, die zur Diagnostik oder zur Kontrolle auf Seuchenfreiheit eingeschickt worden waren, getestet – 118 Proben von Rindern und Schweinen mit positivem Ergebnis getestet. Das belegt, dass die Infektion bei Nutztieren präsent sein kann.

Beim Menschen ähnelt ihr Verlauf einem grippalen Infekt. In seltenen Fällen kommt es zu einem Leber- oder Nierenversagen. Eine Ansteckungsgefahr für den Menschen besteht in Deutschland vorwiegend durch den Kontakt zu Urin und anderen Ausscheidungen infizierter Nagetiere. Seltener sind infizierte Haus- und Nutztiere wie Schweine, Pferde und Hunde die Infektionsquelle. Da die Erreger lange im feuchten Milieu (Wasser, Schlamm) überleben, sind bestimmte Berufsgruppen wie Kanalarbeiter, Landwirte, Waldarbeiter und Laborpersonal besonders gefährdet aber auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Sportveranstaltungen an natürlichen Gewässern.

Die neuere Nomenklatur der Leptospiren beruht auf der genetischen Verwandtschaft dieser Krankheitserreger. Sie werden in verschiedene Serogruppen und diese weiter in Serovare eingeteilt. Serovare sind Variationen innerhalb der Unterarten von Bakterien oder Viren, die mit serologischen Tests unterscheidbar sind. In der serologischen Labordiagnostik gilt die Mikroagglutinations-Reaktion (MAT) als Referenzmethode (Goldstandard) zum Nachweis von spezifischen Leptospiren-Antikörpern. Auf alle bekannten Serovare zu untersuchen, ist praktisch unmöglich und wirtschaftlich nicht sinnvoll. Somit stellt sich die Frage: Auf welche Leptospiren-Antikörper soll in der Routinediagnostik bei welchen Tieren untersucht werden? Auf der Basis von serologischen Kreuzreaktionen innerhalb einer Leptospiren-Serogruppen ist es möglich, den Leptospiren-Antikörpernachweis aus einem Serovar exemplarisch für weitere Leptospiren derselben Serogruppe durchzuführen. So wird die Diagnostik vereinheitlicht, erweitert und flexibel angepasst und zugleich der Untersuchungsaufwand gesenkt.

Die Leptospiren-Befunde von Menschen und Haussäugetieren in den letzten Jahren ähneln sich sehr. Die in Deutschland am häufigsten diagnostizierten Leptospiren-Serovare sind Icterohaemorrhagiae, Copenhageni, Bataviae, Bratislava, Sejroe und Pomona. In der Tiermedizin bleibt die Auswahl der Testspektren für die zu beprobenden Tierarten den Laboren selbst vorbehalten und orientiert sich an den langjährigen serologischen Testergebnissen des Robert-Koch-Institutes (RKI), den bekannten epidemiologischen Situationen in den Tierbeständen sowie an den aktuellen Angaben der einsendenden Tierärzte und Tierhalter. Ein bis dato für jede Tiergruppe verwendetes spezielles Testspektrum wird künftig entfallen.

Für die der serologischen Abklärungsuntersuchung zum Nachweis von Leptospiren-Antikörpern bei Tieren verfügt das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) über ein aktualisiertes und tierartübergreifendes MAT-Untersuchungsspektrum (Tabelle).

Bei den sieben markierten Test-Serovare der Standarduntersuchung (X) handelt es sich um die in Deutschland beim Menschen am häufigsten festgestellten Leptospiren-Serovare der letzten acht Jahre (Quelle: RKI). Eingehende veterinärmedizinische Proben werden infolge des zoonotischen Potentials der Leptospiren grundsätzlich auf diese sieben Typen untersucht, sofern der Einsender keine anderen Wünsche äußert.

Zum Ende des Jahres 2019 wird das LAV das verfügbare MAT-Testspektrum zusätzlich um die Serovare Australis und Pyrogenes erweitern.