Masern
Meldung nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Masernvirus; weltweit verbreitet |
Reservoir: | infizierter und akut erkrankter Mensch |
Übertragungsweg: | Tröpfcheninfektion beim Sprechen, Husten, Niesen; durch infektiöse Sekrete aus Nase und Rachen; sehr ansteckend |
Inkubationszeit: | ca. 7 – 21 Tage |
Ansteckungssdauer: | 3 – 5 Tage vor Auftreten und bis 4 Tage nach Auftreten des Exanthems |
Symptome: | zunächst Fieber, Konjunktivitis, Schnupfen, Husten und Enanthem des Gaumens, pathognomonisch Koplik-Flecken (kalkspritzerartige weiße Flecke der Mundschleimhaut); 3. – 7. Tag typisches makulopapulöses Exanthem mit Beginn im Gesicht und hinter den Ohren; Komplikation: postinfektiöse Enzephalitis (10 – 20 % Letalität, 20 – 30 % Dauerschäden); Spätkomplikation: subakute sklerosierende Panenzephalitis nach 6 – 8 Jahren mit infauster Prognose |
Diagnostik: | Erregerisolierung, Nukleinsäurenachweis aus Urin, Zahntaschen- oder Rachenabstrich; Antigennachweis; IgM-Antikörpernachweis; IgG-Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben) |
Therapie: | symptomatisch, keine antivirale Therapie möglich, bei bakterieller Superinfektion Antibiotika |
Prävention: | aktive Schutzimpfung (Kombinationsimpfsstoff: MMR, MMRV) entsprechend den Empfehlungen der STIKO am Robert Koch-Institut, postexpositionelle Impfung |
Röteln
Meldung nach Infektionsschutzgesetz für konnatale Rötelninfektionen und zusätzliche Meldepflicht nach Verordnung über die erweiterte Meldepflicht bei übertragbaren Krankheiten
Erreger: | Rötelnvirus; weltweit endemisch |
Reservoir: | Mensch |
Übertragungsweg: | Tröpfcheninfektion, diaplazentare Übertragung in der Schwangerschaft |
Inkubationszeit: | postnatal ca. 14 – 21 Tage |
Ansteckungsfähigkeit: | eine Woche vor Ausbruch und bis zu eine Woche nach Auftreten des Exanthems |
Symptome: | 50 % der Erkrankungen verlaufen asymptomatisch; kleinfleckiger, makulöser Hautausschlag, unspezifische Symptome wie leichtes Fieber, Kopfschmerzen, leichter Katarrh der Atemwege, Lymphknotenschwellungen; Komplikation: Erstinfektion in der Schwangerschaft, insbesondere im 1. bis 4. Schwangerschaftsmonat, kann zur Fehlgeburt oder zur Schädigung des Kindes führen (Gregg-Syndrom mit Defekten an Herz, Augen, Ohren) |
Diagnostik: | Antigennachweis; Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis auch aus Chorion-Biopsiematerial oder Amnionflüssigkeit (pränatale Frühdiagnostik); IgM-Antikörpernachweis; IgG-Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben); Nachweis intrathekal gebildeter Antikörper (erhöhter Liquor/Serum-Index) |
Therapie: | symptomatisch |
Prävention: | aktive Schutzimpfung, in Kombination mit Mumps und Masern (MMR) entsprechend den Empfehlungen der STIKO am Robert Koch-Institut; Impfen von Frauen im gebärfähigen Alter, sofern Impfstatus unklar oder unvollständig; postexpositionelle Prophylaxe (passiv) bei Erstinfektion in der Schwangerschaft |
Mumps
Zusätzliche Meldepflicht nach Verordnung über die erweiterte Meldepflicht bei übertragbaren Krankheiten
Erreger: | Mumpsvirus; weltweit endemisch, ganzjährig |
Reservoir: | Mensch |
Übertragungsweg: | Tröpfcheninfektion, seltener indirekt durch mit Speichel kontaminierte Gegenstände |
Inkubationszeit: | ca. 16 – 18 Tage, 12 – 25 Tage möglich |
Ansteckungsfähigkeit: | v. a. 2 Tage vor bis 4 Tage nach Erkrankungsbeginn; insgesamt 7 Tage vor bis 9 Tage nach Auftreten der Parotisschwellung |
Symptome: | systemische Infektionskrankheit mit typischer Entzündung der (Ohr-)Speicheldrüsen und Fieber, 30 – 40 % der Erkrankungen verlaufen subklinisch; Komplikationen: ZNS-Beteiligung (aseptische Meningitis, transiente Taubheit, Enzephalitis); v. a. postpubertär Orchitis (bis zur Sterilität), Mastitis und Oophoritis, Pankreatitis, Nephritis, Arthritis, Anämie oder Myokarditis |
Diagnostik: | Antigennachweis, Erregerisolierung, Nukleinsäurenachweis aus Urin, Rachenabstrich oder Zahntaschenflüssigkeit, evtl. Liquor; IgM-Antikörpernachweis; IgG-Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben); Nachweis intrathekal gebildeter Antikörper (erhöhter Liquor/Serum-Index) |
Therapie: | symptomatisch |
Prävention: | aktive Schutzimpfung (Kombinationsimpfstoff MMR bzw. MMRV) entsprechend den Empfehlungen der STIKO am Robert Koch-Institut; postexpositionelle Impfung |
Varizellen (Windpocken)
Zusätzliche Meldepflicht nach Verordnung über die erweiterte Meldepflicht bei übertragbaren Krankheiten
Erreger: | Varizella-Zoster-Virus (VZV); weltweit verbreitet |
Reservoir: | Mensch |
Übertragungsweg: | Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion durch Bläschen, sehr kontagiös; selten diaplazentar (fetales Varizellen-Syndrom); Ansteckung auch durch Schmierinfektion von Herpes-zoster-Bläschen möglich |
Inkubationszeit: | ca. 8 – 28 Tage |
Ansteckungsfähigkeit: | 1 – 2 Tage vor Auftreten des Exanthems, 5–7 Tage nach den letzten Effloreszenzen; Herpes zoster: bis zur Verkrustung der Bläschen |
Symptome: | uncharakteristische Prodromi, juckendes Exanthem, Fieber, verschorfende Papeln und Bläschen in verschiedenen Stadien (Sternenhimmel); Komplikationen: schwere Verläufe bei Neugeborenen (neonatale Varizellen mit 30 % Letalität) und Immungeschwächten; bakterielle Superinfektion, Varizellen-Pneumonie (v. a. Schwangere), ZNS-Manifestationen; Herpes zoster als endogenes Rezidiv |
Diagnostik: | Antigennachweis, Erregerisolierung, Nukleinsäurenachweis aus Bläschenflüssigkeit, Liquor, bronchoalveoläre Lavage und EDTA-Blut bzw. Chorionzotten, Fruchtwasser oder fetales Blut; IgM-Antikörpernachweis, IgG- oder IgA-Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben) aus Serum oder Liquor; Nachweis intrathekal gebildeter Antikörper (erhöhter Liquor/ Serum-Index) |
Therapie: | symptomatisch, bei Herpes zoster orale antivirale Therapie |
Prävention: | aktive Schutzimpfung entsprechend den Empfehlungen der STIKO am Robert Koch-Institut, auch postexpositionell für empfängliche Kontaktpersonen, bei Risikogruppen postexpositionelle Gabe von Immunglobulin |
Pertussis (Keuchhusten)
Zusätzliche Meldepflicht nach Verordnung über die erweiterte Meldepflicht bei übertragbaren Krankheiten
Erreger: | Bakterien: Bordetella pertussis, Bordetella parapertussis; ganzjährig |
Reservoir: | Mensch, B. parapertussis auch bei Schafen |
Übertragungsweg: | Tröpfcheninfektion; hochkontagiös |
Inkubationszeit: | meist 9 – 10 Tage (Spanne: 6 – 20 Tage) |
Ansteckungsfähigkeit: | beginnt am Ende der Inkubationszeit bis zu drei Wochen nach Beginn des Stadium convulsivum; bis 5 Tage nach Beginn der antibiotischen Therapie |
Symptome: | Stadium catarrhale (1 – 2 Wochen): grippeähnliche Symptome, kein oder nur mäßiges Fieber; Stadium convulsivum (4 – 6 Wochen): anfallsweise Husten (Stakkatohusten) mit inspiratorischem Ziehen, Erbrechen, typisches Keuchen bei 50 % der Kinder, selten Fieber; Stadium decrementi (6 – 10 Wochen): allmähliches Abklingen; bei Säuglingen oft Apnoezustände; Komplikationen: Pneumonien, bakterielle Superinfektionen; kaum Nestschutz bei Neugeborenen durch mütterliche Antikörper |
Diagnostik: | Erregerisolierung, Nukleinsäurenachweis im Stadium convulsivum aus nasopharyngealen Sekreten; IgG- oder IgA-Antikörpernachweis gegen das Pertussis-Toxin (deutliche Änderung zwischen zwei Proben oder einzelner deutlich erhöhter Wert) |
Therapie: | Antibiotika bis zu 3 Wochen nach Beginn des Stadium convulsivum sinnvoll (Makrolide, Cotrimoxazol), dient auch Unterbrechung der Infektionskette |
Prävention: | aktive Schutzimpfung entsprechend den Empfehlungen der STIKO am Robert Koch-Institut; Chemoprophylaxe mit Makroliden für enge Kontaktpersonen ohne Impfschutz |