Campylobacter Enteritis
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Campylobacter (C.) jejuni, C. coli, C. lari u. a; weltweit verbreitet |
Reservoir: | Darmtrakt warmblütiger Wild-, Nutz- und Heimtiere (Vögel und Säugetiere), Zoonose |
Übertragungsweg: | fäkal-oral; lebensmittelbedingte Infektion durch unzureichend erhitztes oder kontaminiertes Geflügelfleisch und -produkte (nicht Eier), unpasteurisierte Milch, kontaminiertes, nicht gechlortes Trinkwasser, rohes Hackfleisch; Heimtiere (besonders durchfallkranke Welpen und Katzen); Mensch zu Mensch-Übertragung; Badewasser |
Inkubationszeit: | 2–5 Tage, in Einzelfällen 1–10 Tage |
Ausscheidungsdauer: | 2–4 Wochen, Langzeitausscheidung bei Immungeschwächten möglich |
Symptome: | wässriger (gelegentlich blutiger) Durchfall, krampfartige Bauchschmerzen, Fieber i.d.R. bis zu 1 Woche |
Diagnostik: | Stuhlprobe zur Erregeranzucht und Antigennachweis |
Therapie: | Selbstlimitierend, symptomatische Therapie mit Volumen- und Elektrolytsubstitution, antibiotische Therapie bei Patienten mit hohem Fieber und schweren klinischen Verläufen |
Prävention: | Sanierung oder Reduktion der Durchseuchung der Schlachtgeflügelbestände; Verbesserung und strikte Einhaltung der Schlachthygiene, vor allem bei Geflügel (C. jejuni) und Schweinen (C. coli); Durchgaren von Fleisch, Abkochen von Rohmilch, konsequente Küchenhygiene bei der Speisenzubereitung; Händewaschen mit Seife |
Besonderheiten: | Erkrankungen vor allem im Sommer und bei Kindern unter 6 Jahren sowie bei jungen Erwachsenen |
EHEC-Erkrankung
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Enterohämorrhagische Escherichia (E.)-coli-Stämme (EHEC; andere Bezeichnung: Shigatoxin-produzierende E. coli (STEC), können Shiga-like-Toxine bilden); weltweit verbreitet |
Reservoir: | Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen), Wildwiederkäuer (Rehe und Hirsche), gelegentlich andere landwirtschaftliche Nutztiere sowie Heimtiere, Zoonose |
Übertragungsweg: | fäkal-oral; kontaminierte Nahrungsmittel (Rinderhackfleisch, Salami, Mettwurst, Rohmilch, Rohmilchprodukte, auch pflanzliche Lebensmittel); kontaminiertes Bade- und Trinkwasser; Tier zu Mensch und Mensch zu Mensch |
Inkubationszeit: | 2 – 10 Tage |
Ausscheidungsdauer: | Tage bis Wochen, solange die Bakterien im Stuhl nachgewiesen werden |
Symptome: | wässrige Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen, Abdominalschmerzen; |
Diagnostik: | Nachweis von Shigatoxin aus E.-coli-Kultur aus Stuhl; Bei O157-Antigen-Nachweis von Shigatoxin aus Stuhlanreicherungskultur, Stuhlmischkultur oder E.-coli-Kultur aus Stuhl; Nukleinsäurenachweis eines Shigatoxin-Gens aus Stuhlanreicherungskultur, Stuhlmischkultur oder E.-coli-Kultur aus Stuhl |
Therapie: | symptomatisch, keine antibakterielle Therapie HUS: forcierte Diurese, Hämo- oder Peritonealdialyse |
Prävention: | strikte Einhaltung von Hygienevorschriften bei Tierkontakt (insbesondere Kinder) und beim Umgang mit Lebensmitteln; rohe tierische Lebensmittel und andere leicht verderbliche Lebensmittel (z.B. Fleisch, Mettwurst, Wurstaufschnitt, Milch und Milcherzeugnisse, Feinkostsalate) stets bei Kühlschranktemperatur lagern; kein Verzehr von roher Milch und unzureichend gegartem oder rohem Rindfleisch; Händehygiene |
Besonderheiten: | höchste Risikofaktoren bei Kleinkindern: direkter Kontakt zu Wiederkäuern, Konsum von Rohmilch, Vorkommen von Durchfall in Familie; höchste Risikofaktoren bei älteren Kindern und Erwachsenen: Lebensmittel (Lammfleisch, streichfähige Rohwürste); HUS betrifft v. a. Kinder |
Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS)
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Enterohämorrhagische Escherichia (E)-coli-Stämme (EHEC; andere Bezeichnung: Shigatoxin-produzierende E. coli (STEC), können Shiga-like-Toxine bilden); weltweit verbreitet |
Reservoir: | Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen), Wildwiederkäuer (Rehe und Hirsche), gelegentlich andere landwirtschaftliche Nutztiere sowie Heimtiere, Zoonose |
Übertragungsweg: | fäkal-oral; kontaminierte Nahrungsmittel (Rinderhackfleisch, Salami, Mettwurst, Rohmilch, Rohmilchprodukte, auch pflanzliche Lebensmittel); kontaminiertes Bade- und Trinkwasser; Tier zu Mensch und Mensch zu Mensch |
Inkubationszeit: | 2 bis 10 Tage (Latenzzeit zwischen gastrointestinalen Beschwerden und enteropathischem HUS bis zu ca. 2 Wochen) |
Ausscheidungsdauer: | Tage bis Wochen, solange die Bakterien im Stuhl nachgewiesen werden |
Symptome: | Symptome EHEC-assoziierter HUS-Erkrankungen beginnen bis zu 2 Wochen nach Beginn des oft blutigen Durchfalls; manchmal Krampfanfälle HUS: hämolytische Anämie, Thrombozytopenie, Nierenversagen, Anurie |
Diagnostik: | Nachweis von Shigatoxin aus E.-coli-Kultur aus Stuhl; Bei O157-Antigen-Nachweis von Shigatoxin aus Stuhlanreicherungskultur, Stuhlmischkultur oder E.-coli-Kultur aus Stuhl; Nukleinsäurenachweis eines Shigatoxin-Gens aus Stuhlanreicherungskultur, Stuhlmischkultur oder E.-coli-Kultur aus Stuhl |
Therapie: | forcierte Diurese, Hämo- oder Peritonealdialyse |
Prävention: | strikte Einhaltung von Hygienevorschriften bei Tierkontakt (insbesondere Kinder) und beim Umgang mit Lebensmitteln; rohe tierische Lebensmittel und andere leicht verderbliche Lebensmittel (z.B. Fleisch, Mettwurst, Wurstaufschnitt, Milch und Milcherzeugnisse, Feinkostsalate) stets bei Kühlschranktemperatur lagern; kein Verzehr von roher Milch und unzureichend gegartem oder rohem Rindfleisch; Händehygiene |
Besonderheiten: | höchste Risikofaktoren bei Kleinkindern: direkter Kontakt zu Wiederkäuern, Konsum von Rohmilch, Vorkommen von Durchfall in Familie; höchste Risikofaktoren bei älteren Kindern und Erwachsenen: Lebensmittel (Lammfleisch, streichfähige Rohwürste); HUS betrifft v. a. Kinder |
Kryptosporidiose
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Protozoon: Cryptosporidium hominis, Cryptosporidium parvum; weltweit verbreitet |
Reservoir: | Mensch, Rinder, Pferde, Ziegen, Schafe, Hunde, Katzen und Vögel |
Übertragungsweg: | fäkal-oral; Aufnahme von Oozysten aus kontaminiertem Wasser; Mensch zu Mensch und Tier zu Mensch; kontaminierte Lebensmittel (z. B. Fleisch) |
Inkubationszeit: | 1-12 Tage, gewöhnlich 7 Tage |
Ausscheidungsdauer: | im Stuhl noch mehrere Wochen nach Symptomrückgang nachweisbar |
Symptome: | wässrige Durchfälle, Bauchschmerzen, Übelkeit, Fieber, Gewichtsverlust |
Diagnostik: | mikroskopischer Nachweis von Kryptosporidien oder Oozysten, Antigennachweis, Nukleinsäurenachweis |
Therapie: | keine spezifische Therapie, symptomatisch zur Einschränkung des Flüssigkeitsverlustes |
Prävention: | Patienten mit Immunschwäche: Vorsicht bei Kontakt zu infizierten Menschen oder Tieren, kein kontaminiertes Wasser trinken (Leitungswasser, Wasser aus Seen, Flüssen oder Swimmingpools); Abkochen von kontaminiertem Trinkwasser; Händehygiene |
Besonderheiten: | extraintestinale Manifestationen vor allem bei AIDS-Patienten; Cryptosporidium hominis kommt fast nur beim Menschen vor |
Norovirus-Gastroenteritis
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Noroviren; Caliciviridae, fünf Genogruppen (GG) I bis V (GGI, II und IV sind humanpathogen); weltweit verbreitet |
Reservoir: | Mensch |
Übertragungsweg: | fäkal-oral (Stuhl), aerogen durch orale Aufnahme virushaltiger Tröpfchen (Erbrochenes); direkt von Mensch zu Mensch; selten durch verunreinigtes Trinkwasser oder kontaminierte Lebensmittel (z. B. Muscheln, Salate, Erdbeeren) |
Inkubationszeit: | ca. 10 – 50 Stunden |
Ausscheidungsdauer: | Virus wird in der Regel noch 7–14 Tage, in Ausnahmefällen über Wochen nach einer akuten Erkrankung über den Stuhl ausgeschieden |
Symptome: | Erbrechen und/oder Durchfall |
Diagnostik: | Nukleinsäurenachweis; Elektronenmikroskopie; Antigennachweis aus Stuhl |
Therapie: | symptomatisch, Ausgleich von Flüssigkeit und Elektrolyten |
Prävention: | allgemeine Hygienemaßnahmen; insbesondere Meeresfrüchte vor Verzehr durchgaren |
Besonderheiten: | durch Bildung virushaltiger Aerosole sehr rasche Infektionsausbreitung innerhalb von Gemeinschaften |
Rotaviruserkrankungen
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Rotaviren, Reoviridae; 7 Serogruppen (A–G), Gruppe A weltweit größte epidemiologische Bedeutung; weltweit verbreitet |
Reservoir: | Mensch |
Übertragungsweg: | fäkal-oral; rasche Infektionsausbreitung innerhalb von Gemeinschaften; kontaminiertes Wasser und Lebensmittel |
Inkubationszeit: | ca. 24 – 72 Stunden |
Ausscheidungsdauer: | bis zu 8 Tage, in Einzelfällen länger (solange das Virus mit dem Stuhl ausgeschieden wird) |
Symptome: | 2-6 Tage wässrige Durchfälle und Erbrechen |
Diagnostik: | Antigennachweis, Elektronenmikroskopie, Nukleinsäurenachweis |
Therapie: | Ausgleich von Flüssigkeit und Elektrolyten |
Prävention: | Rotavirus-Impfung von unter 6 Monate alten Säuglingen (STIKO-Empfehlung); allgemeine Hygiene, bei Ausbrüchen striktes Befolgen konsequenter Hygienevorschriften, Händehygiene |
Besonderheiten: | häufigste Ursache viraler Darminfektionen bei Kindern im Alter von 6 Monaten bis zu 2 Jahren; Hauptursache für nosokomiale Darminfektionen bei Neugeborenen und Kleinkindern; bei Personen über 60 Jahre nimmt die Erkrankungshäufigkeit zu; saisonale Häufung v. a. Februar bis April |
Salmonellosen
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Salmonella (S.) enterica und S. bongori; (hier nichttyphoidale Salmonellen außer enterisches Serovar von S. Paratyphi B); weltweit verbreitet |
Reservoir: | überwiegend Nutz- und Haustiere; Zoonose |
Übertragungsweg: | oral durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln (Geflügel, Rind und Schwein), besonders Huhn, Ente, Gans und Pute, rohe Eier und Speisen, die Rohei enthalten, z.B. Eischäume, Cremes, Konditoreiwaren, Mayonnaise und Speiseeis; |
Inkubationszeit: | ca. 6-72 Stunden |
Ausscheidungsdauer: | 1 Monat, bei Kindern unter 5 Jahren 7 Wochen oder länger |
Symptome: | Durchfall, krampfartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber |
Diagnostik: | Erregerisolierung |
Therapie: | Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes, bei schweren Verläufen: Antibiotika |
Prävention: | Schaffung und Erhaltung der Voraussetzung für die Produktion von salmonellenfreien Lebensmitteln und strikte Einhaltung der Hygienevorschriften bei der Gewinnung, Be- und Verarbeitung, Lagerung, Transport und Verkauf von Lebensmitteln, insbesondere tierischen Ursprungs; Küchenhygiene; Händehygiene |
Besonderheiten: | Neben Enteritis- gibt es Typhus/Paratyphus-Salmonellen, diese besitzen spezielle Virulenzfaktoren und ein Kapselprotein und verursachen schwerere Erkrankungen (z. B. Salmonella Typhi). |
Shigellosen
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Shigella (S.) sonnei, S. flexneri, S. dysenteriae, S. boydii (Shigella spp.); weltweit verbreitet, in Deutschland kaum noch endemisch |
Reservoir: | Mensch |
Übertragungsweg: | fäkal-oral; überwiegend durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch; in wärmeren Ländern Infektionen durch sekundär kontaminiertes Trinkwasser, Badewasser oder Lebensmittel; Fliegen |
Inkubationszeit: | ca. 12 – 96 Stunden |
Ausscheidungsdauer: | 1–4 Wochen nach der akuten Krankheitsphase |
Symptome: | wässrige Diarrhö und abdominelle Krämpfe, bei schweren Verläufen Fieber und blutig-eitrige Diarrhö (Shigellenruhr); |
Komplikationen: | hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) durch Shiga-Toxin von S. dysenteriae Serovar 1, Infektarthritiden, Reiter-Syndrom |
Diagnostik: | Erregerisolierung (kulturell) aus Stuhlproben |
Therapie: | Antibiotika; Ausgleich von Flüssigkeit und Elektrolyten |
Prävention: | Hände-, Trinkwasser- und Lebensmittelhygiene; Verhütung des Fliegenbefalls; in Ländern mit schlechten Hygienebedingungen: nur gekochte bzw. geschälte Speisen/Getränke |
Besonderheiten: | in Deutschland hauptsächlich Infektionen durch S. sonnei und S. flexneri; häufig von Reisenden importiert |
Yersinia-enterocolitica-Infektionen
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Yersinia enterocolitica; weltweit verbreitet |
Reservoir: | Darm von Säugetieren; Zoonose |
Übertragungsweg: | fäkal-oral; kontaminierte Nahrungsmittel vorwiegend tierischer Herkunft; kontaminiertes Wasser; selten direkt über infizierte Personen |
Inkubationszeit: | ca. 3 – 10 Tage |
Ausscheidungsdauer: | bis zu 3 Monate |
Symptome: | Durchfall, Fieber, Erbrechen, krampfartige Bauchschmerzen, schmerzhafter Stuhldrang |
Diagnostik: | Erregerisolierung (kulturell) |
Therapie: | symptomatisch, nur bei schweren Verläufen Antibiotika |
Prävention: | kein Verzehr von rohem oder ungenügend erhitztem Schweinefleisch; nur pasteurisierte Milch oder Milchprodukte verwenden; Lebensmittelhygiene; Händehygiene |
Besonderheiten: | infolge der Infektion kann es zur reaktiven Arthritis oder zum Erythema nodosum kommen |
Giardiasis
Meldepflicht nach Infektionskrankheitengesetz
Erreger: | Protozoon: Giardia lamblia; weltweit verbreitet |
Reservoir: | Darm von Menschen, Rindern und Haustieren |
Übertragungsweg: | fäkal-oral; kontaminierte Nahrungsmittel oder Trinkwasser; Tier zu Mensch und Mensch zu Mensch |
Inkubationszeit: | 3 – 25 Tage, gelegentlich länger |
Ausscheidungsdauer: | über Monate, wenn unbehandelt |
Symptome: | asymptomatische Verläufe bis zu fulminanter Diarrhö (meist schaumig-wässrig) und Malabsorption, Gewichtsverlust bis zur Karexie möglich; bisweilen Steatorrhö, Meteorismus, Hyperperistaltik, Erbrechen spontane Besserung meist nach 2-3 Wochen; bei chronischem Verlauf Laktoseintoleranz durch Schädigung des Dünndarmepithels |
Diagnostik: | Antigennachweis; mikroskopischer Nachweis von Trophozoiten oder Zysten (einschließlich histologischer Nachweis aus der Darmschleimhaut); Nukleinsäurenachweis |
Therapie: | Antibiotika: Metronidazol, alternativ Albendazol; Ausgleich von Flüssigkeit und Elektrolyten bei Bedarf |
Prävention: | Hände-, Küchen- und Toilettenhygiene; Bereitstellung von nicht kontaminiertem Trinkwasser oder Abkochen/Filtrieren; Vermeiden kontaminierter Lebensmittel (z.B. kopfgedüngte Salate, ungewaschenes Obst); tierärztliche Behandlung infizierter Haustiere |
Besonderheiten: | bei Immunschwäche auch Gallenwegsentzündungen und Pankreatitiden; Immundefiziente, Kinder und ältere Personen sind besonders gefährdet |