HIV-Infektionen
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Humane Immundefizienz Viren: HIV-1 und HIV-2 |
Reservoir: | Mensch |
Übertragungsweg: | ungeschützter Geschlechtsverkehr; Spritzentausch unter i. v. Drogenabhängigen; Infektion des Kindes im Mutterleib, unter der Geburt oder beim Stillen; Bluttransfusion oder Blutproduktübertragung; Verletzung der intakten Haut durch kontaminierte Instrumente, Transplantation infizierter Organe |
Inkubationszeit: | Infektiösität beginnt bereits einen halben Tag nach Ansteckung, Nachweis spezifischer Antikörper nach 2 – 10 Wochen |
Ansteckungsfähigkeit: | lebenslang; durch antiretrovirale Therapie wird Nichtübertragbarkeit erreicht |
Symptome: | 4 Stadien: 1. akute HIV-Infektion: Fieber, Lymphadenopathie, Glieder-, Kopf- und Halsschmerzen, Exanthem; 2. asymptomatische Infektion: Latenzphase; 3. symptomatische Phase: Lymphknotenschwellungen, Fieber, Nachtschweiß, Appetits- und Gewichtsverlust, Müdigkeit, Mundsoor; 4. AIDS: zunehmender Immundefekt mit Abwehrschwäche, Infektionskrankheiten durch opportunistische Erreger (insbesondere aktive Tuberkulose, Pneumonien durch Pneumocystis jirovecii, Ösophagitiden durch Candida albicans, zerebrale Abszesse durch Toxoplasmen, Reaktivierungen von Zytomegalievirus-Infektionen) und Entstehung bösartiger Tumore (z.B. Kaposi-Sarkom, B-Zell-Lymphome, aggressive Zervixkarzinome bei Frauen) |
Diagnostik: | Erregerisolierung, Nukleinsäurenachweis, Antikörpernachweis im Blut |
Therapie: | antiretrovirale Therapie: Hemmung viraler Enzyme, insbesondere der Reversen Transkriptase durch Nukleosid-/Nucleotidanaloga und nichtnukleosidische Inhibitoren |
Prävention: | keine Immunprophylaxe möglich; dauerhafter Ausschluss HIV-Infizierter von der Blutspende, Untersuchung von Blutspenden und Blutprodukten; Verwendung von Kondomen; Vermeidung des Spritzentausches i.v.- Drogenabhängiger; Schutzmaßnahmen beim medizinischen Personal; Reduktion des Infektionsrisikos des Kindes unter der Geburt |
Syphilis (Lues)
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterium: Treponema pallidum; weit verbreitet |
Reservoir: | Mensch |
Übertragungsweg: | direkte sexuelle Kontakte; diaplazentare Übertragung von der Mutter auf ihr ungeborenes Kind; selten: Infektion durch kontaminierte Nadeln; extrem selten: Übertragung durch Bluttransfusionen |
Inkubationszeit: | 14 – 24 Tage, seltener zwischen 10 und 90 Tagen |
Ansteckungsfähigkeit: | hochinfektiös im Stadium I, infektiös im Stadium II, im Stadium III besteht trotz schwerwiegender Krankheitserscheinungen keine Infektiosität |
Symptome: | primäre Syphilis (Lues I): derbe Induration an der Eintrittspforte des Erregers, aus dem schmerzloses Ulkus entsteht (Primäraffekt, Ulkus durum, harter Schanker), regionale Lymphadenopathie; sekundäre Syphilis (Lues II): Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen, harte Schwellung vieler Lymphknoten (Polyskleradenitis), masernähnliches Exanthem ohne Juckreiz, u. U. frühzeitig ulzerierende und nekrotisierende Herde (Lues maligna), mottenfraßartiger Haarausfall; bei unbehandelter und nicht spontan ausgeheilter Frühsyphilis nach mehreren Jahren ohne klinische Symptomatik: tertiäre Syphilis (Lues III) mit kardiovaskulären Veränderungen (z.B. Aneurysmen) und ulzerierenden, granulomatösen Hauterscheinungen (sog. Gummen); Neurosyphilis (Lues IV): Meningitis mit Hirnnervenlähmungen, Tabes dorsalis (Degeneration der Hinterstränge des Rückenmarks); intrauterine Infektion ohne Therapie: Abort, Totgeburt, Frühgeburt |
Diagnostik: | Antigentest; Antikörpernachweis; TPHA- (Treponema pallidum-Hämagglutinationstest) oder TPPA-Test (Treponema pallidum-Partikelagglutinationstest); Nukleinsäurenachweis |
Therapie: | Penicillin |
Prävention: | keine Impfung möglich; Screening im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge; Reduzierung sexuellen Risikoverhaltens, Aufklärung, Beratung betroffener oder konkret gefährdeter Menschen |
Konnatale Toxoplasmose
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Protozoon: Toxoplasma gondii; weltweit verbreitet |
Reservoir: | infizierte warmblütige Zwischenwirte (z.B. Schweine, Geflügel) mit Toxoplasmazysten in der Muskulatur |
Übertragungsweg: | Aufnahme von rohem oder ungenügend behandeltem, zystenhaltigem Fleisch; Aufnahme von mit Oozysten kontaminierter Nahrung oder Erde (z.B. bei der Gartenarbeit); pränatale Infektion (konnatale Toxoplasmose): wenn Erstinfektion der Mutter während der Schwangerschaft |
Inkubationszeit: | 2 bis 3 Wochen |
Symptome: | beim immunkompetenten Personen verläuft eine akute Toxoplasma-Infektion normalerweise asymptomatisch, evtl. selbstlimitierendes, grippeähnliches Krankheitsbild mit Fieber und Lymphadenitis; |
Diagnostik: | Nukleinsäure-Nachweis; mikroskopischer Erregernachweis; IgM-Antikörpernachweis bei negativer IgG-Avidität, IgA-Antikörpernachweis bei negativer IgGAvidität (deutliche Änderung zwischen zwei Proben ); IgG-Antikörpernachweis (einmaliger deutlich erhöhter Wert) bei negativer IgG-Avidität und positivem IgMAntikörpernachweis |
Therapie: | Spiramycin, Pyrimethamin, Sulfadiazin, Clindamycin |
Prävention: | insbesondere Schwangere und Immunsupprimierte (mit negativem Suchtest) sollten keine rohen oder nicht ausreichend erhitzten, gefrosteten Fleischprodukte verzehren, rohes Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen, die Händehygiene beachten und Kontakt zu Ausscheidungen von Katzen vermeiden |
Echinokokkose
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Echinococcus spp. (Bandwürmer): E. granulosus, E. multilocularis, E. vogeli, E. oligarthrus |
Reservoir: | Hunde, Füchse, Wölfe, Schweine, Pferde, Wiederkäuer: Schafe, Rinder, selten: Katzen; Zoonose |
Übertragungsweg: | Schmierinfektionen; Aufnahme umweltresistenter Wurmeier durch direkte Kontakte (Fell, Schnauze), Umgang mit kontaminierter Erde oder durch Aufnahme kontaminierter Nahrungsmittel |
Inkubationszeit: | sehr unterschiedlich, Monate bis Jahre |
Symptome: | Entwicklung von ein- oder mehrkammrigen, flüssigkeitsgefüllten Echinokokkuszysten in der Leber oder der Lunge; klinische Symptome durch Kompression auf Blutgefäße oder Gallenwege, bei Ruptur einer Echinokokkuszyste: allergische Reaktion bis anaphylaktischer Schock |
Diagnostik: | bildgebende Verfahren (Sonographie, Röntgen, CT) in Kombination mit serologischen Methoden (IFT, ELISA) |
Therapie. | Watch-and-wait-Strategie; Mebendazol/Albendazol; chirurgische Therapie; Punktion-Aspiration-Injektion-Reaspiration (PAIR): Injektion einer sterilisierenden Substanz (z.B. 95 %-iger Alkohol) |
Prävention: | regelmäßige Entwurmung von Katzen und Hunden mit Praziquantel; Fleischbeschau, sachgerechte Entsorgung von Schlachtabfällen; Händehygiene nach Wald-, Feld- und Gartenarbeit in Risikogebieten; bodennah wachsende Nahrungsmittel, z.B. Beeren, Pilze, Gemüse, Salat gründlich waschen und möglichst gekocht verzehren |
Malaria
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Protozoon: Plasmodium falciparum, P. malariae, P. ovale, P. vivax, Plasmodium knowlesi; Endemisch in den Tropen |
Reservoir: | Mensch, bei P. knowlesi auch Primaten |
Übertragungsweg: | Übertragung durch den Stich der weiblichen Anophelesmücke; selten: Bluttransfusionen, gemeinsamer Gebrauch nicht sterilisierter Spritzen und Kanülen; diaplazentare Übetragung von der Mutter auf das ungeborene Kind, sonst keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung |
Inkubationszeit: | P. falciparum: 7 bis 15 Tage, P. vivax und P. ovale: 12 bis 18 Tage, P. malariae: 18 bis 40 Tage; längere Inkubationszeiten sind möglich, Ruheformen in der Leberzelle können auch noch nach Jahren zu Rezidiven führen |
Symptome: | grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen; Malaria tertiana (P. vivax und P. ovale): alle 48 Stunden auftretende Fieberanfälle mit bis zu 40 °C Temperaturanstieg, Schüttelfrost, Schweißausbrüche; Malaria quartana (P. malariae): Fieberanfälle im 72-Stunden-Rhythmus; Malaria tropica (P. falciparum): gefährlichste Form, nicht-periodische Fieberabfälle, Thrombopenie, Hepatosplenomegalie, gastrointestinale Beschwerden, bei Befall des ZNS: Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen bis zum Koma, weitere Komplikationen: akutes Nierenversagen, Lungenödem, hämolytische Anämie, disseminierte intravasale Gerinnung |
Diagnostik: | mikroskopische Untersuchung des „dicken Tropfens“ und dünner Blutausstriche (Giemsa-Färbung) auf Plasmodien, Schnelltests zum Nachweis plasmodienspezifischer Antigene; Malaria-PCR für spezielle diagnostische Fragestellungen |
Therapie: | Therapie an sich ständig verändernde Resistenzlage anpassen; bei unkomplizierter Malaria tropica: Mefloquin, Atovaquon plus Proguanil oder Artemeter plus Lumefantrin; bei komplizierter Malaria tropica: parenterale Gabe von Chinin in Kombination mit Doxycyclin unter intensivmedizinischen Bedingungen; Malaria tertiana: Chloroquin plus Abschlussbehandlung mit Primaquin (gegen Hypnozoiten); Malaria quartana: Chloroquin, Abschlussbehandlung mit Primaquin nicht erforderlich |
Prävention: | Expositionsprophylaxe (Repellents, körperbedeckende Kleidung, Aufenthalt in mückengeschützten Räumen, Moskitonetze); je nach Reiseziel, Reisezeit und Resistenzlage ist Chemoprophylaxe notwendig |