Lyme-Borreliose
Zusätzliche Meldepflicht nach Verordnung über die erweiterte Meldepflicht bei übertragbaren Krankheiten
Erreger: | Bakterien: Komplex Borrelia burgdorferi sensu lato |
Reservoir: | kleine Nagetiere und Vögel, Rehe und Hirsche als Wirtstiere für Zecken |
Übertragungsweg: | in Mitteleuropa durch Stiche der Schildzecke Ixodes ricinus (Holzbock) |
Inkubationszeit: | Tage bis Wochen |
Symptome: | typisch für das Stadium I ist das Erythema migrans (an der Stelle des Zeckenstichs sich zentrifugal ausbreitendes Erythem, das im Zentrum oft eine Aufhellung aufweist); typisch für die Neuroborreliose (Stadium II) sind z.B. eine akute schmerzhafte Radikulitis, akute Lähmungen von Hirnnerven, asymmetrische schlaffe Lähmungen oder Meningitis; Stadium III: Lyme-Arthritis und Acrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer, chronische Neuroborreliose |
Diagnostik: | primär klinische Verdachtsdiagnose, Nachweis von spezifischen IgM-Antikörpern, bestätigt durch Immunoblot |
Therapie: | Tetracycline, möglichst in der Frühphase (Kinder und Schwangere erhalten Amoxicillin oder Cefuroxim) |
Prävention: | Information und Aufklärung über Risiken der Übertragung; Kleidung, die möglichst viel Körperoberfläche bedeckt |
Scharlach
Meldung von Gemeinschaftseinrichtungen gem. § 34 Abs. 6 IfSG an die Gesundheitsämter und Übermittlung auf freiwilliger Basis an das Landesamt für Verbraucherschutz
Erreger: | Bakterien: Streptococcus pyogenes (A-Streptokokken) |
Reservoir: | Mensch |
Übertragungswege: | Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion bei direkten Hautkontakten; Mensch-zu-Mensch-Übertragung; selten über kontaminierte Lebensmittel oder Wasser |
Inkubationszeit: | ca. 1-3 Tage |
Ausscheidungsdauer: | ohne Behandlung bis zu 3 Wochen und länger; nach Beginn einer Antibiotika- Therapie 24 Stunden |
Symptome: | fieberhafter Racheninfekt, Schüttelfrost, Erbrechen, typische „Himbeerzunge“, feinfleckiges Exanthem am gesamten Körper (toxinvermittelt) mit Aussparung der Handinnenflächen und Fußsohlen, periorale Blässe; anschließende Abschuppung der Haut v. a. der Handinnenflächen und Fußsohlen; mögliche Spätfolgen: rheumatisches Fieber, akute Glomerulonephritis |
Diagnostik: | Erregerisolierung aus Pharyngealsekret, Hautabstrich (bei Impetigo/Pyodermie), Wundabstrichoder Blut/Serum; Antigennachweis aus Pharyngealsekret |
Therapie: | Penicillin, oral oder parenteral über 10 Tage |
Prävention: | keine spezifische Prophylaxe möglich, Einhaltung von Hygienemaßnahmen |
Besonderheiten: | gehäuftes Auftreten in den Wintermonaten, dann asymptomatische Rachenbesiedlung bei 20% der Bevölkerung |
Legionellose
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien; zu 90 % Legionella pneumophila |
Reservoir: | Süßwasser; gute Bedingungen für die Vermehrung bei 25 bis 50°C Wassertemperatur; erhöhtes Legionellenrisiko besteht bei älteren und schlecht gewarteten oder nur zeitweilig genutzten Warmwasserleitungen und -behältern |
Übertragungsweg: | Aufnahme der Erreger durch Einatmen bakterienhaltigen Wassers als Aerosol, z. B. beim Duschen, in klimatisierten Räumen und Whirlpools; eventuell auch Mikroaspiration möglich; keine Übertragung von Mensch zu Mensch |
Inkubationszeit: | ca. 2 – 10 Tage |
Symptome: | insbesondere bei abwehrgeschwächten Personen Pneumonie (Legionärskrankheit); bei immunkompetenten Personen oft als Pontiac-Fieber (ohne Pneumonie, erfüllt nicht die Kriterien für das klinische Bild) |
Diagnostik: | Antigennachweis aus Urin (i.d.R. nur Serogruppe 1); Erregerisolierung aus Sekreten des Respirationstrakts, Lungengewebe oder Pleuraflüssigkeit; Nukleinsäurenachweis aus Sekreten des Respirationstrakts, Lungengewebe oder Pleuraflüssig keit oder normalerweise sterilen klinischen Materialien; Antikörpernachweis mittels IFT (deutliche Änderung zwischen zwei Proben); Antikörpernachweis mittels IFT (einzelner deutlich erhöhter Wert, nur für den Nachweis von Serogruppe 1) |
Therapie: | Levofloxacin in maximaler Dosierung über 5 – 10 Tage, bei abwehrgeschwächten Patienten bis zu 3 Wochen; Pontiac-Fieber nur symptomatisch |
Prävention: | Maßnahmen gegen die Kontamination von wasserführenden Systemen; Limitierung/Verminderung von Aerosolkontakten |
Besonderheiten: | Serogruppe 1 (Urintest s. o.) v. a. bei reiseassoziierten Infektionen und selten bei nosokomialen |
Listeriose
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: v. a. Listeria monocytogenes |
Reservoir: | Erde, auch auf Pflanzen, in Abwässern, im landwirtschaftlichen Bereich (Tierfutter, Silage) |
Übertragungsweg: | kontaminierte tierische und pflanzliche Lebensmittel; nosokomial; Neugeboreneninfektion transplazentar, während der Geburt oder postnatal |
Inkubationszeit: | ca. 3 - 70 Tage; gastrointestinal: wenige Stunden bis zu 6 Tage; septikämisch: 1-12 Tage (Median 2 Tage); neuroinvasiv: 1-14 Tage (Median 9 Tage); schwangerschaftsassoziiert: 17-67 Tage (Median 27,5 Tage) |
Ausscheidungsdauer: | mehrere Monate; Nachweis bei Müttern von infizierten Neugeborenen bis zu 7–10 Tage nach der Entbindung |
Symptome: | Besiedlung des Darms oder Gastroenteritis beim immunkompetenten Menschen; bei älteren Menschen, chronisch Kranken oder Immunsupprimierten grippeähnliche Symptome, Abszesse, Arthritis bis zur Sepsis oder eitrigen Meningitis bzw. (Rhomb)Enzephalitis (grundsätzlich jedes Organ möglich); bei Schwangeren meist unauffällig als grippaler Infekt, ungeborenes Kind kann infiziert oder als Früh-/Totgeburt zur Welt kommen; neonatale Listeriose: Frühinfektion (Auftreten in der 1. Lebenswoche) mit Sepsis, Atemnotsyndrom, Hautläsionen (Granulomatosis infantiseptica) und häufig infauster Prognose; Spätinfektion ab 2. Lebenswoche mit Meningitis (meist bei Infektion unter der Geburt) Letalität bis zu 30%; lokale Hautläsionen nach Kontakt zu infizierten Tieren |
Diagnostik: | Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis |
Therapie: | Amoxicillin oder Ampicillin plus Aminoglykosid; Cotrimoxazol (2. Wahl) |
Prävention: | Lebensmittel- und Küchenhygiene; Risikogruppen sollten auf Rohfleischerzeugnisse, rohen Fisch, vorgeschnittene verpackte Blattsalate und Rohmilchweichkäse verzichten |
Creutzfeld-Jakob-Krankheit (CJK)
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Prion-Protein |
Reservoir: | unbekannt; meist sporadisches Auftreten, selten iatrogen durch Kornea- oder Duratransplantationen, durch neurochirurgische Instrumente oder Wachstumshormone |
Übertragungsweg: | eine Übertragung vom Tier auf den Menschen ist bisher nicht nachgewiesen |
Inkubationszeit: | iatrogene CJK ca. 12 Monate – 30 Jahre, möglicherweise länger |
Symptome: | fortschreitende Demenz, Myoklonien, visuelle und zerebelläre Symptome, pyramidale und extrapyramidale Symptome, akinetischer Mutismus, vegetative Regulationsstörungen |
Diagnostik: | im EEG typische „sharp-wave“-Komplexe; im Liquor Nachweis des 14-3-3-Proteins, neuropathologische Diagnostik (Nachweis einer typischen (Immun)Histopathologie, des proteaseresistenten Prion-proteins oder Scrapie-assoziierter Fibrillen; Neuropathologischer Nachweis gemäß Beurteilung durch das Nationale Referenzzentrum für die Surveillance Transmissibler Spongiformer Enzephalopathien |
Therapie: | bisher keine |
Prävention: | spezifische krankenhaushygienische Maßnahmen zur Vermeidung iatrogener Formen, für sporadische Erkrankungen unbekannt |
Besonderheiten: | meldepflichtige Formen: sporadische CJK (ohne epidemiologische Bestätigung) iatrogene CJK (mit epidemiologischer Bestätigung) |
Keratokonjunktivitis epidemica (KCE)
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz für den direkten Labornachweis im Konjunktivalabstrich und zusätzliche Meldepflicht nach Verordnung über die erweiterte Meldepflicht bei übertragbaren Krankheiten
Erreger: | Adenoviren der Typen 8, 19, 37 |
Reservoir: | Mensch |
Übertragungsweg: | überwiegend durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion (meist über kontaminierte Hände oder kontaminierte Gegenstände) |
Inkubationszeit: | ca. 5 – 12 Tage, gelegentlich länger |
Symptome: | Rötung der Bindehaut (Konjunktivitis mit Hornhautinfiltraten); Lymphknotenschwellungen |
Diagnostik: | Antigennachweis; Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis |
Therapie: | nur symptomatisch |
Prävention: | Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von Schmierinfektionen |
Brucellose
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Brucella melitensis (Malta-Fieber), B. suis, B. abortus (Morbus Bang), selten B. canis |
Reservoir: | Rind, Schaf, Schwein, Ziege und andere Tiere |
Übertragungsweg: | Kontakt zu erkrankten Tieren; Verzehr kontaminierter Lebensmittel, v. a. nicht pasteurisierter Milch |
Inkubationszeit: | ca. 5 – 60 Tage |
Symptome: | zyklische Allgemeininfektion mit 4 Hauptformen: subklinisch (90 %); akut bis subakut: undulierendes Fieber mit Allgemeinsymptomen; bei 5 % chronischer Verlauf: >1 Jahr, unspezifische Allgemeinsymptome (Appetit-/Gewichtsverlust, Nachtschweiß, übermäßige Erschöpfung, Kopfschmerzen), Hepatosplenomegalie; Gelenkschmerzen/lokalisiert: persistierende Infektionsloci unterhalten chronische Verläufe, oft in Knochen oder Gelenken |
Diagnostik: | Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis; Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben oder einzelner deutlich erhöhter Wert) |
Therapie: | Rifampicin und Doxycyclin |
Prävention: | Lebensmittelhygiene; wirksame Bekämpfung der Infektion unter Haustieren |
Dengue-Fieber
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Dengue-Virus; endemisch in über 100 tropischen und subtropischen Ländern außerhalb Europas |
Reservoir: | Menschen, Affen |
Übertragungsweg: | Vektoren: Mücken (Aedes aegypti oder Aedes albopictus); Stich durch infizierte Mücken |
Inkubationszeit: | ca. 3 – 14 Tage, gewöhnlich 4 – 7 Tage |
Symptome: | in etwa 90 % grippale Symptome; in etwa 10 % Muskel- und Gelenkschmerzen, hohes Fieber bis 40° C (biphasischer Verlauf), masern- oder scharlachartiges Exanthem; gelegentlich ZNS-Symptomatik und hämorrhagischer Verlauf (v. a. bei Kindern und bei Zweitin - fektion mit einem anderen Serotyp); Dengue-Schock-Syndrom |
Diagnostik: | Antigennachweis (NS1-Antigen); Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis; ab 8. Tag serologischer Nachweis: IgM-Antikörpernachweis, IgG-Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben) |
Therapie: | symptomatisch, keine Salicylate wegen erhöhter Blutungsneigung |
Prävention: | Expositionsprophylaxe (v.a. tagsüber Mückenschutz) |
Chikungunya-Fieber
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Chikungunyavirus; in Asien und Afrika verbreitet |
Reservoir: | Primaten, möglicherweise auch Nagetiere |
Übertragungsweg: | durch Stechmücken (Aedes-Arten) |
Inkubationszeit: | 3 – 12 Tage |
Symptome: | plötzlicher schneller (auch biphasischer) Fieberanstieg mit Kopfschmerzen, Konjunktivitis, Muskel- und Gelenkbeschwerden (meist bilateral an den Extremitäten, v. a. vorgeschädigte Gelenke); z.T. makulopapulöses Exanthem oder generalisierte Hautrötung (kann bräunliche Hautflecken hinterlassen); nicht selten mit Petechien, hämorrhagische Verläufe sind die Ausnahme; gute Prognose, in 5-10 % auch länger dauernde Gelenkbeschwerden |
Diagnostik: | Antigennachweis; Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis; IgM-Antikörpernachweis; IgGAntikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben) |
Therapie: | symptomatisch |
Prävention: | Expositionsprophylaxe (v. a. tagsüber Mückenschutz) |
Hantavirus-Erkrankung
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Hantavirus (mit verschiedenen Virustypen) weltweit verbreitet (geografische Unterschiede bei den Virustypen), in Deutschland v. a. Puumalavirus und Dobravavirus |
Reservoir: | jeweils spezifische Nager, für das Puumalavirus die Rötelmaus und für das Dobravavirus die Brandmaus |
Übertragungsweg: | Ausscheidung der Viren im Speichel, Kot und Urin infizierter asymptomatischer Nagetiere; Übertragung auf den Menschen durch Inhalation virushaltiger Aerosole, Kontakt mit verletzter Haut oder durch Bisse |
Inkubationszeit: | 5 – 60 Tage, gewöhnlich 2 – 4 Wochen |
Symptome: | je nach Virustyp unterschiedlich schwere Krankheitsbilder; abrupt einsetzendes Fieber >38,5 °C mit unspezifischen grippeähnlichen Symptomen; Virustypen in Europa und Asien: hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) mit Anstieg der Retentionsparameter bis zur dialysepflichtigen Niereninsuffizienz (Letalität 5-15%), Hypotension bis zum Schock, Einblutungen/Petechien, z. T. auch extrarenale Manifestationen; die mildere Form des HFRS ist die Nephropathia epidemica (Puumalavirus und teilweise Dobravavirus): grippeähnliche Erkrankung mit Nierenbeteiligung; Hantavirus-induziertes kardiopulmonales Syndrom (HCPS) durch Virustypen in Nord- und Südamerika: kardiopulmonale Dekompensation mit Lungenödem und Entwicklung eines rapid progredienten Atemnotsyndroms (ARDS) (Letalität: 40-50%) |
Diagnostik: | Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis; IgG-Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben); IgM- oder IgA-Antikörpernachweis bestätigt durch IgG-Antikörpernachweis |
Therapie: | rein symptomatisch; in einzelnen Fällen antivirale Therapie mit Ribavirin erfolgreich |
Prävention: | intensive Ratten- und Mäusebekämpfung im Umfeld menschlicher Wohnbereiche, Vermeiden des Kontaktes zu Nagetierausscheidungen; sichere Aufbewahrung von Nahrungsmitteln; Vermeiden einer Staubentwicklung bei kontaminierten Bereichen (ggf. Atemschutzmasken und Handschuhe); keine Impfung möglich |
Leptospirose
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Leptospiren (Leptospira interrogans) |
Reservoir: | Nagetiere, Wild- und Haus/Nutztiere (Ratten, Mäuse, Hunde, Rinder) |
Übertragungsweg: | direkter oder indirekter Kontakt mit Urin infizierter Tiere; Erreger überlebt lange im feuchten Milieu (Wasser, Schlamm) |
Inkubationszeit: | ca. 2 – 30 Tage, gewöhnlich 10 Tage |
Symptome: | 4 Formen: milde, grippeartige Symptome; Morbus Weil mit schwerer Leber- und Nierenbeteiligung sowie Myokarditis; Meningitis; Hämorrhagien (z.B. Lungenblutungen, subkonjunktivale Blutungen) |
Diagnostik: | Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis; Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben oder einzelner deutlich erhöhter Wert) |
Therapie: | Penicillin G oder Tetracyclin, symptomatisch |
Prävention: | Expositionsprophylaxe; Schutzkleidung; Bekämpfung von Ratten und Mäusen; Schutzimpfung von Hunden |
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | FSME-Virus |
Reservoir: | Kleinsäugerpopulationen, insbesondere Mäuse, aber auch Vögel, Rehe und Rotwild |
Übertragungsweg: | Vektoren: Zecken (bei uns Ixodes ricinus); Stich einer infizierten Zecke, sehr selten durch virusinfizierte Milch von Ziegen und Schafen |
Inkubationszeit: | ca. 4 – 28 Tage, gewöhnlich 7 – 14 Tage |
Symptome: | bei 30 % der Infizierten treten zunächst grippeähnliche Beschwerden auf; nach einem fieberfreien Intervall (1 Woche bis 20 Tage) entwickeln 10 % eine Meningoenzephalitis (bis zum Koma möglich); v. a. bei älteren Menschen Myelitis mit bleibenden Schäden (Paresen, Anfallsleiden, Kopfschmerzen), häufig ist jedoch eine vollständige Genesung auch bei schweren Fällen möglich; Letalität bis zu 1 % |
Diagnostik: | Nukleinsäurenachweis; IgM- und IgG-Antikörpernachweis (einzelner deutlich erhöhter Wert); IgG-Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben); Nachweis intrathekal gebildeter Antikörper (erhöhter Liquor/Serum-Index) |
Therapie: | symptomatisch |
Prävention: | aktive Schutzimpfung entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut; keine postexpositionelle Prophylaxe möglich; Information und Aufklärung über Risiken der Übertragung; in zeckenbelasteten Gebieten helle Kleidung tragen, die möglichst viel Körperoberfläche bedeckt (Expositionsprophylaxe) |
Paratyphus
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Salmonella enterica Serotyp Paratyphi |
Reservoir: | Mensch, selten Haus/Nutztiere |
Übertragungsweg: | fäkal-oral; kontaminiertes Trinkwasser oder Lebensmittel; selten Mensch-zu-Mensch-Übertragung |
Inkubationszeit: | ca. 1 – 10 Tage |
Ausscheidungsdauer: | Keimausscheidung im Stuhl ab ungefähr einer Woche nach Erkrankungsbeginn; über Wochen, manchmal lebenslang |
Symptome: | zyklische, systemische Infektionskrankheit, dem Typhus ähnlich, aber leichter im Verlauf mit Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und krampfartigen Bauchschmerzen |
Diagnostik: | Erregerisolierung (z.B. Blutkultur, Stuhl) |
Therapie: | Ciprofloxacin bei Erwachsenen oder Breitspektrum-Cephalosporin; Sanierung von Dauerausscheidern mit Ciprofloxacin oder Ceftriaxon (bei Gallensteinen zusätzlich Cholezystektomie in Erwägung ziehen) |
Prävention: | Lebensmittel- und Händehygiene; in Endemiegebieten Leitungswasser und rohe Speisen meiden Besonderheiten: S. Paratyphi B enteritisches Pathovar: d-Tartrat positiv („Salmonellose“); S. Paratyphi B systemisches Pathovar: d-Tartrat negativ („Paratyphus“) |
Tularämie
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Francisella tularensis, hohe Widerstandfähigkeit in der Umwelt, insbesondere unter feuchten und kühlen Bedingungen; auf der nördlichen Hemisphäre verbreitet |
Reservoir: | kleine Säugetiere, vor allem Hasen; Umwelt (Wasser, Erde) |
Übertragungsweg: | hochkontagiös; Haut- oder Schleimhautkontakt zu infektiösem Tiermaterial, Verzehr von nicht ausreichend erhitztem, kontaminiertem Fleisch (Hasen); Aufnahme von kontaminiertem Wasser o.a. kontaminierten Lebensmitteln; Inhalation von infektiösem Staub (aus Erde, Stroh oder Heu), durch blutsaugende Ektoparasiten (z.B. Zecken); keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung |
Inkubationszeit: | ca. 1 – 21 Tage, gewöhnlich 3 – 5 Tage |
Symptome: | zu Beginn meist uncharakteristische Symptome wie Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen, oft Lymphadenopathie; abhängig von Eintrittspforte des Erregers, z.B. Geschwüre, Stomatitis, Pharyngitis, Pneumonie |
Diagnostik: | Antigennachweis; Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis; Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben oder einzelner deutlich erhöhter Wert) |
Therapie: | Aminoglykoside in schweren Fällen, in leichteren Fällen Ciprofloxacin oder Doxycyclin |
Prävention: | rasche (<24 h) medikamentöse Prophylaxe nach wahrscheinlicher Exposition; potentiell infektiöseTieren/ Vektoren meiden: Zeckenprophylaxe und Tragen von Handschuhen beim Umgang mit krankem Wild; attenuierter Lebendimpfstoff ist in Deutschland nicht verfügbar |
Q-Fieber
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Coxiella burnetii |
Reservoir: | Paarhufer (Schafe, Rinder, Ziegen); auch Katzen, Hunde, Kaninchen, Wildtiere und Vögel; Zecken, Arthropoden, Läuse, Milben und Fliegen sind Reservoir und Vektor |
Übertragungsweg: | i. d. R. durch Inhalation von infektiösem Staub oder durch direkten Kontakt zu infizierten Tieren; Geburtsprodukte und neugeborene Tiere (während einer Gravidität wird die Infektion reaktiviert); in seltenen Fällen durch Verzehr von Rohmilch; Mensch-zu-Mensch-Übertragung nur in Ausnahmefällen beobachtet |
Inkubationszeit: | 3 - 30 Tage, gewöhnlich 14 - 21 Tage |
Symptome: | grippeähnliche Symptome (hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Muskelschmerzen); mögliche Komplikationen durch Entzündungen von Lunge, Leber, Herzmuskel oder Gehirn 1 % chronische Formen (v. a. Herzklappenentzündungen) |
Diagnostik: | Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis; Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben (IgM, IgG) oder einzelner deutlich erhöhter Wert (IgM)) |
Therapie: | Doxycyclin |
Prävention: | rechtzeitiges Erkennen von Infektionen bei Nutztieren; kein Kontakt zu infektiösen Tieren; bei Tätigkeiten mit erhöhter Infektionsgefahr Tragen von Schutzkleidung (insbesondere Atemmasken) |
Ornithose
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Chlamydophila (C.) psittaci |
Reservoir: | vor allem Vögel |
Übertragungsweg: | C. psittaci kommt bei infizierten Tieren in respiratorischen Sekreten, Exkrementen und Federn vor, bleibt bei Raumtemperatur selbst bei Austrocknung etwa 4 Wochen infektiös; Übertragung auf Menschen und Säugetiere; meist aerogen; keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung |
Inkubationszeit: | ca. 1–4 Wochen |
Symptome: | fieberhafte Erkrankungen, meist durch Pneumonie und Husten sowie systemische Manifestationen gekennzeichnet |
Diagnostik: | Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis; Antikörpernachweis |
Therapie: | Tetracycline oder Makrolide |
Prävention: | Erkrankung bei Psittaziden in Beständen von Züchtern und des Handels ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, deren Bekämpfung tierseuchenrechtlich geregelt ist; Arbeitsschutzmaßnahmen bei Arbeiten in befallenen Vogelbeständen |
Typhus
Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz
Erreger: | Bakterien: Salmonella enterica Serovar Typhi; weltweit verbreitet, v. a. Indien, Pakistan, Sri Lanka, Türkei, Ghana und Marokko |
Reservoir: | Mensch, selten Haus/Nutztiere |
Übertragungsweg: | fäkal-oral; kontaminiertes Trinkwasser oder Lebensmittel; selten Mensch-zu-Mensch-Übertragung |
Inkubationszeit: | ca. 3 – 60 Tage, gewöhnlich 8 – 14 Tage |
Ausscheidungsdauer: | Keimausscheidung im Stuhl ab ungefähr einer Woche nach Erkrankungsbeginn; über Wochen, manchmal lebenslang |
Symptome: | zyklische, systemische Infektionskrankheit; Prodromalstadium: uncharakteristische Beschwerden (Kopf- und Gliederschmerzen, abdominelle Beschwerden); bei unbehandeltem Verlauf: staffelförmiger Fieberanstieg bis 41°C, schweres Krankheitsgefühl, zunehmende Somnolenz, Kopfschmerzen, Verstopfungen, relative Bradykardie (Puls langsamer als es bei Fieber zu erwarten wäre), Dauer bis zu 3 Wochen, gegen Ende dieser Phase Rückgang der Somnolenz, typischer erbsbreiartiger Durchfall, Roseolen (hellrote, stecknadelkopfgroße, nicht juckende Hauteffloreszenzen) im Bauchbereich; Komplikationen: Darmblutungen und Darmperforationen mit Peritonitis, nekrotisierende Cholezystitis, Osteomyelitis, Endokarditis, Meningitis; Rekonvaleszenzphase im Anschluss; Rezidive möglich (v. a. bei unzureichender Antibiotikatherapie/ unzureichend entwickelter Immunität; bei Kindern <1 Jahr schwerere Verläufe und häufiger Komplikationen; 1-4 % Dauerausscheider |
Diagnostik: | Erregerisolierung (z.B. Blutkultur, Stuhl) |
Therapie: | Ciprofloxacin als Mittel der Wahl (alternativ: Breitspektrum-Cephalosporin); Sanierung von Dauerausscheidern mit Ciprofloxacin über 4 Wochen (oder Ceftriaxon über 2 Wochen) |
Prävention: | Lebensmittel- und Händehygiene; in Endemiegebieten Leitungswasser und rohe Speisen meiden; oraler Lebendimpfstoff oder parenteral applizierbarer Totimpfstoff bei Reisen in Typhus-Endemiegebiete |
Botulismus
Erreger: | Bakterium: Clostridium botulinum (Intoxikation durch die gebildeten Neurotoxine Typ A, B, E und F) |
Reservoir: | ubiquitär in Erdreich und Meeresboden |
Übertragungsweg: | lebensmittelbedingter Botulismus: Aufnahme kontaminierter Lebensmittel (inadäquat zubereitete Konserven wie z. B. eingemachtes Gemüse oder Fleisch- und Fischzubereitungen); Wundbotulismus: Toxinresorption aus infizierten Wunden (in Deutschland v. a. bei i. v.-Drogenab hängigen); Säuglingsbotulismus: Besiedlung des Magen-Darmtraktes von Säuglingen (Honig als häufige Infektionsquelle) mit anschließender Toxinbildung; keine direkte Mensch-zu-Mensch-Übertragung |
Inkubationszeit: | ca. 12 – 36 Stunden, gelegentlich mehrere Tage |
Symptome: | lebensmittelbedingter Botulismus: zu Beginn Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle; später neurologische Manifestationen (Verschwommensehen, Doppelbilder, Lichtscheu, Schluckstörungen, trockener Mund), die in aller Regel in einer symmetrischen, absteigenden, schlaffen Parese münden; die Patienten sind bei vollem Bewusstsein und fieberfrei (erst bei komplizierenden Sekundärinfektionen tritt Fieber auf); die Rekonvaleszenz dauert meist Monate bis Jahre; Säuglingsbotulismus: zunächst Obstipation, Verweigerung der Nahrungsaufnahme, Ruhelosigkeit; in der Folge Schluckstörungen, Ptosis der Augenlider und zunehmende muskuläre Hypotonie; schließlich respiratorische Insuffizienz |
Diagnostik: | Toxinnachweis aus Blut, Stuhl, Mageninhalt, Erbrochenem oder Wundmaterial; Nukleinsäurenachweis aus Stuhl oder Wundmaterial; Erregerisolierung aus Stuhl oder Wundmaterial |
Therapie: | sofortige Magen- und Darmentleerung; Gabe von Antitoxin; möglichst frühzeitige unterstützende, intensivmedizinische Therapie; bei Säuglingsbotulismus orale Gabe von Penicillin; bei frühzeitiger, adäquater Therapiekann die Letalität des klassischen Botulismus auf 5–10 % gesenkt werden |
Prävention: | adäquate Konserven- und Speisenzubereitung im häuslichen Bereich (z.B. doppeltes Erhitzen); Säuglinge bzw. Kleinkinder dürfen im 1. Lebensjahr keinen Honig erhalten |