Getreideernte 2020 ist abgeschlossen - wie gut ist unser Getreide?
Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt – Presseinformation 030/2020
Halle, 08. Oktober 2020
Die regelmäßig durchgeführten Untersuchungen belegen, dass das in Sachsen-Anhalt erzeugte Getreide bis auf wenige Ausnahmefälle für die Herstellung von Lebensmitteln gut geeignet ist und damit die Basis für unbesorgten Genuss von Brot und Getreideprodukte liefert.
„Unser tägliches Brot gib uns heute“ heißt es schon im „Vaterunser" im Neuen Testament und verewigt damit eine Urbitte des Menschen. Kein anderes Nahrungsmittel wird Tag für Tag so ausgiebig verzehrt und vielfältig zubereitet wie Getreide. Grund dafür ist die gute Lagerfähigkeit von Getreide, die Qualität der Inhaltsstoffe, aber auch die Vielfalt der Lebensmittel, die daraus herstellen lassen: neben Brot beispielsweise auch Teigwaren, Malzkaffee, Spirituosen und Bier.
Die mit Abstand wichtigste Feldfrucht ist hierzulande Weizen, gefolgt von Gerste, Roggen, Hafer und Mais. Für eine optimale Entwicklung soll das Getreide auf dem Feld möglichst frei von Unkräutern, Schadinsekten und Pilzen und der Boden nährstoffreich sein. Dafür sind ein sorgsamer Einsatz zugelassener Pflanzenschutzmittel und die fachgerechte Düngung hilfreich.
Die Getreideernte ist in Sachsen-Anhalt Ende August abgeschlossen.
Proben des geernteten und eingelagerten Getreides, das für die Lebensmittelherstellung vorgesehen ist, werden im Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) untersucht. Hier wird kontrolliert, ob sich Rückstände von eingesetzten Pflanzenschutzmitteln, Schimmelpilzgifte oder Schwermetalle im Getreide nachweisen lassen. Werden dabei Überschreitungen der gesetzlich festgelegten Höchstgehalte festgestellt, darf das Getreide nicht für die Herstellung von Lebensmitteln verwendet werden.
In den letzten fünf Jahren wurden 158 Getreideproben von sachsen-anhaltinischen Feldern untersucht, hauptsächlich Weizen (123 Proben) und Roggen (37 Proben), außerdem sechs Proben Gerste und zwei Proben Hafer.
Geringe Spuren von Pflanzenschutzmitteln – meist als Wachstumsregler eingesetzte Mittel – waren in der Mehrzahl der untersuchten Getreideproben noch vorhanden. Wegen zu hoher Rückstandsgehalte eines Mittels zur Bekämpfung von Vorratsschädlingen (Insektizid) bzw. eines Unkrautbekämpfungsmittels (Herbizid) musste je eine Probe Weizen und Roggen beanstandet werden. Das seit geraumer Zeit in der Kritik stehende Herbizid Glyphosat wurde in keiner Getreideprobe nachgewiesen.
Wichtig ist auch die Untersuchung der Getreideproben auf das Vorhandensein giftiger Stoffwechselprodukte, die von Schimmelpilzen gebildet werden - sogenannte Mykotoxine. Vor der Ernte kann das Getreide von Feldpilzen befallen werden, die zur Bildung von Fusarientoxinen führen können. Durch falsche Lagerung, Transport oder Weiterverarbeitung wird das Wachstum von Schimmelpilzen (Lagerpilze) ebenfalls gefördert. Mykotoxine sind weitgehend hitzestabil und werden bei der Nahrungsmittelverarbeitung in der Regel nicht zerstört.
Der Befall von Getreide, insbesondere von Roggen, mit dem Mutterkornpilz ist seit Jahrhunderten bekannt. Verantwortlich für die gesundheitsschädliche Wirkung von Mutterkorn sind giftige Alkaloide (Ergotalkaloide), dessen Verzehr früher immer wieder zu schweren Massenvergiftungen führte. Erst nach Einführung einer besseren Getreidereinigung sowie Aufklärung der Bevölkerung gingen ab dem 18. Jahrhundert die Vergiftungsfälle zurück.
Die im LAV untersuchten Getreideproben enthielten vereinzelt Spuren von Fusarientoxinen und Mutterkornalkaloiden. In den letzten Jahren wurde nur eine Probe Roggen wegen überhöhter Mengen eines Schimmelpilzgiftes beanstandet.
Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber waren in den untersuchten Getreideprodukten nur in unbedenklichen Größenordnungen nachweisbar.
Von der diesjährigen Getreideernte sind bislang 21 Proben im LAV eingegangen.
Diese Proben werden derzeit sorgfältig überprüft.