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Regelmäßige (organisierte) Freizeitaktivitäten senken das Risiko von Gesundheitsdefiziten bei Sechstklässlern

Landesamt für Verbraucherschutz - Presseinformation Nr. 15/2021
Halle, 7. Mai 2021

Die Gesundheitsämter in Sachsen-Anhalt untersuchen jedes Jahr etwa 50% der Schülerinnen und Schüler in 6. Klassen an weiterführenden Regelschulen. Im Vorfeld der Untersuchung werden die Eltern per Fragebogen zu aktuellen und früheren Erkrankungen und zu gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen des Kindes befragt. Seit dem Schuljahr 2014/15 gehört dazu auch die Frage, ob das Kind derzeit an einer oder mehreren regelmäßigen (organisierten) Freizeitaktivitäten teilnimmt.

Um zu ermitteln, welcher Anteil der Sechstklässler in Sachsen-Anhalt an organisierten Freizeitaktivitäten teilnimmt und ob bzw. wie dies die Gesundheit der Kinder beeinflusst, hat das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) die Untersuchungs- und Befragungsdaten von etwa 15.000 Sekundar- und 12.000 Gymnasial-Schülerinnen und Schüler im Zeitraum 2015 – 2019 analysiert.

Etwa 59% der Kinder in 6. Klassen nehmen in Sachsen-Anhalt an mindestens einer organisierten Freizeitaktivität teil (Tab. 1). Regelmäßige Freizeitaktivitäten sind bei Jungen häufiger als bei Mädchen, an Gymnasien häufiger als an Sekundarschulen, bei Kindern mit beidseitigem Migrationshintergrund seltener als bei Kindern ohne beidseitigen Migrationshintergrund und bei älteren Sechstklässlern seltener als bei jüngeren Sechstklässlern.

Sechstklässler mit regelmäßiger Freizeitaktivität waren auffällig seltener von den untersuchten Gesundheitsdefiziten betroffen als Kinder ohne organisierte Freizeitgestaltung, besonders bei organisiertem Sport und Mehrfachfreizeitaktivitäten (Tab. 1).

Viele Studien haben gezeigt, dass die Gesundheit von Kindern auch direkt mit den oben genannten "Rahmenbedingungen" (Geschlecht, Schulform, Migrationshintergrund, Alter) assoziiert ist. Um also mögliche Fehlschlüsse bezüglich des Einflusses der Freizeitgestaltung auszuschließen, führte das LAV multivariate Regressionsanalysen durch, bei denen das gleichzeitige Wirken dieser Rahmenbedingungen "herausgerechnet" werden kann. Es zeigte sich, dass auch nach dieser Korrektur ein signifikanter Schutzeffekt von sportlichen und Mehrfachaktivitäten bestehen bleibt (Tab. 2). Das scheinbar erhöhte Risiko für Kopf- und Bauchschmerzen bei Teilnahme an Tanz/Ballett (Tab. 1) verschwand in den Regressionsanalysen (Tab. 2), weil der "negative" Einfluss dieser Freizeitart durch den hohen Anteil von Mädchen in dieser Freizeitart verursacht wird, welche in diesem Alter "per se" häufiger Kopf- und Bauchschmerzen haben als Jungen.

Freizeitaktivitäten in den Bereichen Musik, Theater/Kunst/Kultur und Feuerwehr hatten in den hier durchgeführten Regressionsanalysen keinen statistisch signifikanten positiven oder negativen Einfluss auf die betreffenden Gesundheitsparameter bei Sechstklässlern (Tab. 2). In einer analogen Studie des LAV bei Drittklässlern waren jedoch auch diese Freizeitaktivitäten mit einem geringeren Risiko für Adipositas und Bluthochdruck assoziiert - möglicherweise, weil sie vor übermäßigem Medienkonsum und damit einhergehender Unbeweglichkeit schützen. 

Die hier gezeigten Ergebnisse bestätigen andere Studien (unter anderem auch eine frühere Befragungsstudie des LAV1), dass es für die Gesundheit von Kindern besonders günstig ist, wenn sie regelmäßig an bewegungsintensiven Freizeitaktivitäten teilnehmen. Es sollten deshalb Anstrengungen fortgesetzt bzw. verstärkt werden, damit noch mehr Kinder - vor allem auch Kinder aus sozial schwächeren Familien und Kinder mit beidseitigem Migrationshintergrund - an solchen Angeboten teilnehmen (können).

 

Für weitere Informationen besuchen Sie uns im Verbraucherschutzportal unter

https://verbraucherschutz.sachsen-anhalt.de/

1 (2015) Subjektive Gesundheit und gesundheitsrelevantes Verhalten von Sechstklässlern in Sachsen-Anhalt. Ein landesweiter Survey im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung.  Fokusbericht des Landesamtes für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, 124 Seiten.

Legende:

1 laut Elternangabe im Elternfragebogen

2 durch Messung von Körpergröße, Körpergewicht und Blutdruck bei den Untersuchungen

3 enthaltene Kategorien: Musik, Theater/Kunst/Kultur, Feuerwehr

4 enthaltene Kategorien: Sport, Tanz/Ballett, Musik, Theater/Kunst/Kultur, Feuerwehr

Datenquelle/Copyright: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt

Legende:

1 laut Elternangabe im Elternfragebogen

2 durch Messung von Körpergröße, Körpergewicht und Blutdruck bei den Untersuchungen

3 enthaltene Kategorien: Musik, Theater/Kunst/Kultur, Feuerwehr

4 enthaltene Kategorien: Sport, Tanz/Ballett, Musik, Theater/Kunst/Kultur, Feuerwehr

5 Odds-Ratio<1: Schutzwirkung, Odds-Ratio>1: Risikoerhöhung

6 Gleichzeitig getestete Cofaktoren: männl. Geschlecht vs. weibl. Geschlecht, Gymnasium vs. Sekundarschule, beidseitiger Migrationshintergrund vs. einseitiger oder fehlender Migrationshintergrund, Alter (aufsteigend 11-14 Jahre). Bei den betr. Gesundheitsparametern hatten folgende Cofaktoren einen statistisch signifikanten (p<0,05) Einfluss:     

Adipositas: Gymnasium (0,459), beidseitiger Migrationshintergrund (0,701)

Diastolischer Bluthochdruck: männl. Geschlecht (0,795), Gymnasium (0,920)

Kopfschmerzen: Gymnasium (0,690), männl. Geschlecht (0,811), Alter (1,081 pro Jahresaltersstufe), beidseitiger Migrationshintergrund (0,619)

Bauchschmerzen: männl. Geschlecht (0,548), Gymnasium (0,719)

Nicht befriedigender allgemeiner Gesundheitszustand: Gymnasium (0,488), beidseitiger Migrationshintergrund (0,488)

 

Datenquelle/Copyright:

Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt

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