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Was ist dran am besonderen Schinken?

Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt – Presseinformation Nr. 023/2018
Halle, 23. November 2018
 

Halle.  – Schnell etwas Kochschinken für das Abendessen kaufen. Klingt einfach. Bis zu dem Moment, in dem der Verbraucher vor dem Kühlregal steht. Die angebotene Vielfalt erschwert ihm sein Vorhaben. Bezeichnungen wie „Traditions-“, „Klassik-“, „Metzger-“, „Fleischer-“ oder „Meister“-Schinken klingen markig und geben per se bereits das Versprechen, höheren Anforderungen gerecht zu werden.

Im vergangenen Jahr untersuchte das Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt (LAV) 64 Kochschinkenproben. Von den eingesandten Proben stammten 50 % aus industrieller Herstellung, die anderen 50 % entstammten einer handwerklichen Produktion.

In Deutschland beschreiben die Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse die Mindestanforderungen für Kochschinkenprodukte. Diese Mindestanforderungen - auch Verkehrsauffassung genannt - werden regelmäßig zwischen Herstellern, Wissenschaft, Verbrauchern und der Lebensmittelüberwachung abgestimmt.

Etwa die Hälfte der Proben aus industrieller Fertigung warb mit den neu in den Leitsätzen verankerten Bezeichnungen wie „Metzger-“, „Fleischer-“, „Meister-“, „Klassik-“, „Traditions-“ Schinken. Auch die Auslobung „Spitzenqualität“ oder „Delikatess“ fand sich bei mehr als der Hälfte der Proben aus industrieller Herkunft. Rund ein Drittel der Proben aus industrieller Herstellung wurden als so genannte „Slicer-Ware“ identifiziert, die keine der neu in den Leitsätzen verankerten Bezeichnungen tragen darf.     

Von den aus handwerklicher Herstellung stammenden Erzeugnisse nutzte keines die neu in den Leitsätzen verankerten Bezeichnungen wie „Metzger-“, „Fleischer-“, „Meister-“, „Klassik-“, „Traditions-“ Schinken, obwohl gerade hier entsprechende Möglichkeiten bestünden. Auch warb kein handwerkliches Erzeugnis mit der Auslobung „Spitzenqualität“ oder „Delikatess“. 

Unterschreitungen des Fleischeiweißgehaltes im fettfreien Anteil, der den Wert des Kochschinkens als chemischer Parameter festlegt, konnten nicht festgestellt werden. 

Die Untersuchungen des Fachbereichs Lebensmittelsicherheit des LAV zeigen, dass die industriellen Hersteller neu eröffnete Chancen nutzen, ihr Produkt als etwas Besonderes herauszustellen. Die regionalen handwerklichen Hersteller folgen der aktuellen Entwicklung bislang nicht. Aber gerade diese Betriebe könnten sich damit von industrieller Ware abheben.